Nachhaltigkeit beginnt bereits mit der richtigen Standortwahl
Liebe Leser*innen!
Die letzten Sommer sind bzw. waren geprägt von länger anhaltenden Hitzeperioden, Trockenheit sowie von Extremwetter wie heftigen Gewittern, Starkregen und Überflutungen . Die Experten des Deutschen Wetterdiensts und andere Klimaforscher sind sich einig: Solche extremen Wetterereignisse werden an Häufigkeit zunehmen , denn auch in Deutschland werden die Folgen des Klimawandels immer sichtbarer.
Insbesondere die städtische Hitze und ihre Folgen sind – neben der globalen Erwärmung – ein Resultat der dichten Bebauung und der Entscheidung öffentliche Räume für den fahrenden und ruhenden Pkw-Verkehr vorzuhalten und zu versiegeln. Laut Bundesumweltamt (2021) sind rund 45 Prozent der Siedlungs- und Verkehrsflächen in Deutschland überbaut, betoniert, asphaltiert bzw. anderweitig befestigt. Damit kann Wasser nicht mehr versickern und durch die starke Verdunstung steigt das Risiko der Bildung lokaler und schwer prognostizierbarer Gewitterzellen. Neben den ökologischen Folgen wirkt sich die Hitze ferner nachteilig auf die Gesundheit und Lebensqualität der Stadtbewohner aus.
Urbane Grün- und Wasserflächen hingegen bedeuten kühlere Städte. Temperaturen im innerstädtischen Bereich werden dadurch um mehrere Grad reduziert, was letztlich auch zu einer höheren Wohn-, Arbeits- und Lebensqualität führt. Grünflächen lassen mehr Wasser versickern und haben eine höhere Bodenfruchtbarkeit zur Folge.
Immobilienakteure sollten daher ganzheitlich ihren Fokus auf Nachhaltigkeit setzen und ihre Investitionsentscheidungen entsprechend ausrichten. Das beginnt bereits mit der richtigen Standortwahl und einer Bewertung im stadtökologischen Kontext. Hierzu bedarf es neben der Analyse klassischer Standortfaktoren weiterer Daten und Informationen zur sog. grünen und blauen Infrastruktur, wie Siedlungsdichte, Versieglungsquote sowie Grün- und Wasseranteile in Bezug auf die gesamte städtische Bodenfläche, aber auch in Bezug auf das Mikroumfeld einer Immobilie.
Doch welche Städte weisen nun eine hohe Einwohner- und damit ggf. auch Bebauungsdichte auf?
Doch welche Städte weisen nun eine hohe Einwohner- und damit ggf. auch Bebauungsdichte auf? Welche Städte wiederum sind besonders grün und bieten einen besseren Schutz vor Hitze und Überschwemmungen und eine bessere Lebensqualität?
Eine auf Gemeinde- bzw. Stadtebene amtliche Erfassung der Bodenversiegelung existiert bisher nicht. Annähern kann man sich über eine vereinfachte Formel, die der Länderausschuss für Bodenschutz (LABO) aufgestellt hat: „Je stärker die Besiedelung, desto knapper ist der Raum und desto intensiver sind die Bebauung und die Versiegelung der genutzten Flächen.“
Den Grad der Besiedelung könnte man zunächst mithilfe der Einwohnerdichte (Einwohner pro km² Gebietsfläche) bestimmen. Demnach ist unter allen A-, B- und C-Städten unsere Hauptstadt Berlin am wenigsten dicht besiedelt, während die C-Stadt Erfurt – klein und kompakt – deutlich mehr Einwohner auf ihrer Gesamtfläche konzentriert, wie die folgende Übersicht zeigt. Daraus könnte man die Hypothese aufstellen, dass kleinere Städte mit kompakten Grundrissen über einen deutlich höheren Anteil an überbauter und versiegelter Fläche verfügen, wie am Beispiel Erfurt zu sehen ist, als große Flächenstädte wie Berlin, Hamburg oder München.
Doch die vereinfachte Formel des LABO scheint bei näherer Betrachtung nicht überall zu greifen. Denn die Aufteilung der gemeindebezogenen Flächenerhebung nach Art der tatsächlichen Nutzung zeigt, dass auch sehr dicht besiedelte Städte durchaus einen großen Anteil an Grünflächen aufweisen und die bauliche Flächeninanspruchnahme nicht unbedingt mit der Siedlungs- bzw. Einwohnerdichte korreliert.
So können sich die Wohnbau-, Industrie- und Gewerbeflächen auf nur einen kleinen Bereich der gesamten Gebietsfläche konzentrieren, während Wälder, Parks, Landwirtschaftsflächen und sonstige Vegetation dennoch ausreichend vorhanden sind. Gute Beispiele hierfür sind Stuttgart, Offenbach, Karlsruhe oder Mülheim an der Ruhr. Insgesamt sind C-Städte deutlich grüner als A- und B-Städte.
Standortverlierer Großstädte?
Doch gerade unsere Großstädte wie Berlin, Hamburg oder München – heute wenig „grün“ und außerdem teuer in Bezug auf Kaufpreise und Renditepotenzial – könnten aus ökologischer Sicht wegen ihrer dichten Bebauung langfristig eher zu den Standortverlieren gehören. Zumal sie aufgrund des Nachfragedrucks – insbesondere auf den Wohnungsmärkten – auf Nachverdichtung und weitere Überbauung setzen müssen und damit den Flächenverbrauch und die Versieglung verstärken. Das bedeutet auch, je grüner eine Stadt ist, desto eher könnte sie langfristig attraktiver als Wohn-, aber auch als Arbeitsort werden, was sich wohl schlussendlich auch auf die Grundstücks- und Immobilienpreise auswirken könnte – insbesondere auf dem Wohnungsmarkt.
Meine ganz persönliche Forderung, nicht nur in Zeiten extremer Hitze:
Unsere Städte müssen grüner werden!
In diesem Sinne wünschen wir vom IZ-Research-Team Ihnen einen schönen Sommer!
Herzliche Grüße Ihre
Ingeborg Maria Lang