Wie steht es um den deutschen Immobilienmarkt nach mehr als 12 Monaten Corona?
Vor einem Jahr haben wir uns die Transaktionszahlen von IZ Research angeschaut, um zu erfahren, wie sich Corona auf den deutschen Vermietungs- und Investmentmarkt auswirkt. Inzwischen ist ein weiteres Jahr im Zeichen der Pandemie vergangen und wir können jetzt ein vollständigeres Bild aufzeigen. Welche Auswirkungen hat die Corona-Krise auf den deutschen Immobilienmarkt?
Überblick Vermietungs- und Investmentmarkt
Anhand der registrierten Transaktionen lässt sich erkennen, dass die Maßnahmen zur Eindämmung des Coronavirus sich unterschiedlich auf den Vermietungs- und Investmentmarkt auswirken.
Zwar hat der erste Lockdown von März bis April 2020 zur Verlangsamung der Geschäftstätigkeit bei vielen Immobilienakteuren geführt.
Mit den ersten Lockerungsmaßnahmen Anfang Mai 2020 löste sich aber die Branche aus der anfänglichen Schockstarre und im Laufe des Sommers fanden die Akteure zu ihrer alten Performance zurück.
Investmentmarkt
Der Investmentmarkt erreichte wieder fast das gleiche Niveau wie vor Corona.
Niedrige Zinsen, hohe Liquidität und der damit verbundene Anlagedruck befeuerten auch während der Pandemie oder gerade deswegen den Handel mit Immobilien. Eine besonders hohe Nachfrage konnte man im Jahresverlauf bei der Assetklasse „Spezialimmobilien“ beobachten. Dazu zählen u.a. Logistikimmobilien, die durch den deutlich zunehmenden Online-Handel profitierten und daher als Assetklasse an Attraktivität gewannen.
Auch Einzelhandelsimmobilien mit der Ausrichtung „Lebensmittel/Drogerie“ sowie „Baumärkte“ zeigten stabile Umsätze.
Verlierer unter den gehandelten Assetklassen hingegen sind Hotelimmobilien, die für Investoren wegen des Reise- und Beherbergungsverbots immer weniger attraktiv werden und sich bei länger anhaltenden Schließungen wieder deutlich zu einem Nischenmarkt entwickeln könnten.
Vermietungsmarkt
Das Vermietungsgeschehen verlief durch den stetigen On-Off-Modus aufgrund der zweiten und dritten Welle, deutlich schwankender. Insgesamt ist eine rückläufige Vermietungsaktivität zu beobachten*.
Aber auch hier spiegelt sich die bereits am Investmentmarkt zu beobachtende Fokussierung auf bestimmte Nutzungsarten wider. Allen voran Logistik, Lebensmitteleinzelhandel und Drogeriemärkte. So finden sich unter den Top 10 Mietern (alle Vermietungen der letzten 12 Monate) u.a. Amazon (Logistik) Edeka, REWE, Kaufland, Aldi und Rossmann (Einzelhandel).
* Diese Aussage bezieht sich rein auf die Anzahl registrierter Vermietungen und nicht auf den Flächenumsatz in m².
Unser Fazit
Bereits vor dem Lockdown zu Beginn 2020 sind weniger Vermietungen und Verkäufe aufgefallen. Dies könnte auf zwei Faktoren zurückgeführt werden:
Zum einen sind die Märkte schon Ende 2019 mit dem Ausbruch der Pandemie und den darauffolgenden Maßnahmen in China verunsichert worden. Der erste Massenlockdown hatte Auswirkungen auf Chinas Wirtschaft und letztlich auch die Weltwirtschaft. Dazu kam, dass bereits Anfang Januar der erste Pandemie-Fall in Deutschland gemeldet wurde.
Zum anderen haben gleich mehrere wirtschaftspolitische Faktoren, wie der u.a. offen ausgetragene Handelsstreit zwischen den USA und China, der bevorstehende Brexit Ende Januar 2020 oder auch die Unsicherheit über den Ausgang der US-Wahlen im Herbst 2020 für Unsicherheiten und Zurückhaltungen auch an den Immobilienmärkten gesorgt.
Dennoch: der deutsche Immobilienmarkt ist nach wie vor der sichere Hafen für Investoren, was die weitere Entwicklung bis heute darlegt.
Allen Befürchtungen vor einer systemischen Krise à la 2008 zum Trotz, zeigen die Zahlen, dass sich die Transaktionshäufigkeit aktuell noch auf einem höheren Niveau bewegt als in den Jahren direkt nach der Krise von 2008. Denn die Ausgangsbedingungen sind strukturell heute andere als in den vorangegangenen Zyklen.
Die tatsächlichen Auswirkungen werden wir jedoch, wie in den vorangegangen Immobilienzyklen, erst zeitversetzt realisieren können.
Wir beobachten die Zahlen weiterhin und informieren Sie über die weiteren Entwicklungen.