Der Immobilienmarkt und die Corona-Krise

Bild zum Blogbeitrag Marktüberblick

Wie steht es um den deutschen Immobilienmarkt nach mehr als 12 Monaten Corona?

Vor einem Jahr haben wir uns die Transaktionszahlen von IZ Research angeschaut, um zu erfahren, wie sich Corona auf den deutschen Vermietungs- und Investmentmarkt auswirkt. Inzwischen ist ein weiteres Jahr im Zeichen der Pandemie vergangen und wir können jetzt ein vollständigeres Bild aufzeigen. Welche Auswirkungen hat die Corona-Krise auf den deutschen Immobilienmarkt?

Überblick Vermietungs- und Investmentmarkt

Anzahl der Transaktionen am deutschen Immobilienmarkt von 2019 bis 2021.
Quelle: IZ Research 2021

Anhand der registrier­ten Trans­aktionen lässt sich er­kennen, dass die Maß­nahmen zur Ein­dämmung des Corona­virus sich unter­schied­lich auf den Ver­mietungs- und Investment­markt aus­wirken.

Zwar hat der erste Lockdown von März bis April 2020 zur Ver­lang­samung der Geschäfts­tätigkeit bei vielen Immobilien­akteuren ge­führt.

Mit den ersten Lockerungs­maßnahmen Anfang Mai 2020 löste sich aber die Branche aus der anfäng­lichen Schock­starre und im Laufe des Sommers fanden die Akteure zu ihrer alten Performance zurück.

 Investmentmarkt

Gehandelte Immobilien nach Assetklassen im 12-Monatsverlauf zum Stichtag 30.04.
Quelle: IZ Research 2021

Der Investment­markt erreichte wieder fast das gleiche Niveau wie vor Corona.

Niedrige Zinsen, hohe Liquidi­tät und der damit ver­bundene Anlage­druck be­feuerten auch während der Pandemie oder gerade des­wegen den Handel mit Immobilien. Eine besonders hohe Nach­frage konnte man im Jahres­verlauf bei der Assetklasse „Spezial­immobilien“ beo­bachten. Dazu zählen u.a. Logistik­immobilien, die durch den deutlich zu­nehmen­den Online-Handel profitier­ten und daher als Asset­klasse an Attraktivi­tät gewannen.

Auch Einzel­handels­immobilien mit der Aus­richtung „Lebensmittel/Drogerie“ sowie „Baumärkte“ zeigten stabile Umsätze.

Verlierer unter den gehandelten Asset­klassen hin­gegen sind Hotel­immobilien, die für Investoren wegen des Reise- und Be­herber­gungs­verbots immer weniger attraktiv werden und sich bei länger anhaltenden Schließungen wieder deutlich zu einem Nischen­markt ent­wickeln könnten.

 Vermietungsmarkt

Vermietungen nach Nutzungsarten im 12-Monatsverlauf zum Stichtag 30.04.
Quelle: IZ Research 2021

Das Vermietungsgeschehen verlief durch den stetigen On-Off-Modus auf­grund der zweiten und dritten Welle, deut­lich schwankender. Ins­gesamt ist eine rückläufige Vermietungs­aktivi­tät zu beo­bachten*.

Aber auch hier spiegelt sich die bereits am Investment­markt zu beo­bachtende Fo­kussier­ung auf be­stimmte Nutzungs­arten wider. Allen voran Logistik, Lebens­mittel­einzel­handel und Drogerie­märkte. So finden sich unter den Top 10 Mietern (alle Vermietungen der letzten 12 Monate) u.a. Amazon (Logistik) Edeka, REWE, Kaufland, Aldi und Rossmann (Einzelhandel).

* Diese Aussage bezieht sich rein auf die Anzahl registrierter Ver­mietungen und nicht auf den Flächen­umsatz in m².

Unser Fazit 

Bereits vor dem Lockdown zu Beginn 2020 sind weniger Vermietungen und Verkäufe aufgefallen. Dies könnte auf zwei Faktoren zurückgeführt werden:

Zum einen sind die Märkte schon Ende 2019 mit dem Ausbruch der Pandemie und den darauffolgenden Maßnahmen in China verunsichert worden. Der erste Massenlockdown hatte Auswirkungen auf Chinas Wirtschaft und letztlich auch die Weltwirtschaft. Dazu kam, dass bereits Anfang Januar der erste Pandemie-Fall in Deutschland gemeldet wurde.

Zum anderen haben gleich mehrere wirtschaftspolitische Faktoren, wie der u.a. offen ausgetragene Handelsstreit zwischen den USA und China, der bevorstehende Brexit Ende Januar 2020 oder auch die Unsicherheit über den Ausgang der US-Wahlen im Herbst 2020 für Unsicherheiten und Zurückhaltungen auch an den Immobilienmärkten gesorgt.

Dennoch: der deutsche Immobilienmarkt ist nach wie vor der sichere Hafen für Investoren, was die weitere Entwicklung bis heute darlegt.

Allen Be­fürchtungen vor einer systemischen Krise à la 2008 zum Trotz, zeigen die Zahlen, dass sich die Trans­aktions­häufigkeit aktuell noch auf einem höheren Niveau bewegt als in den Jahren direkt nach der Krise von 2008. Denn die Aus­gangs­bedingun­gen sind struk­turell heute andere als in den voran­gegangenen Zyklen.

Die tat­sächlichen Aus­wirkungen werden wir jedoch, wie in den voran­gegangen Immobilien­zyklen, erst zeit­versetzt realisieren können.

Wir beobachten die Zahlen weiterhin und informieren Sie über die weiteren Entwicklungen.

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